Spaziergang

Meine Malereien in den Raum zu integrieren hat mich zu neuen Überlegungen über die Frage „Was ist ein Bild?“ angeregt. Ich kann ein Bild nicht mehr wie gewohnt als traditionelles Tafelbild sehen. Ein gewöhnliches Verständnis von Bildern wird überwunden, anerkannte Blickwinkel werden in Frage gestellt. Ich will der Betrachtung ungewohnte Sichtweisen anbieten. Was geschieht wenn ein Bild auf einen Parkplatz gelegt wird und der Teer des Bodens genauso zur Bildkomposition gehört? Das Bild könnte unendlich weiterfließen, die Bildgrenzen werden aufgehoben und das Tafelbild ist möglicherweise nur ein Fenster im Asphalt. Dabei könnte der Begriff der Komposition seine Berechtigung verlieren. Das Bild aus monochromer Fläche in einer eigenartigen Raumsituation hat aber dennoch Effekt, trifft eine Aussage und möchte verstanden werden. Meine Betrachtung schlängelt sich um das Bild, muss dem Bild auf dem Boden oder mitten im Raum ausweichen.

Ab in den Süden, 2020, digitale Fotografie auf Fotopapier, 45,5 x 33 cm

In der Wüste versickert das Wasser, 2020, digitale Fotografie auf Fotopapier, 33 x 45,5 cm

Farbe tritt über den Rand des Bildes hinaus und der banale Plastikboden wird Teil des Bildes. Die Bildwirklichkeit scheint hinauszudrängen. Sie möchte sich den Raum aneignen und leistet gegen anerkannte Sichtweisen Widerstand. Verschiedene Materialien wie Holz, Papier, Leinwände ergeben andersartige Bildbehauptungen, kommunizieren unterschiedlich mit der Umgebung. Meine Bilder haben das Bedürfnis sich auszudehnen, feststehende Perspektiven zu ändern, sich die gesamte Situation anzueignen und als Gesamtwerk in die Welt getragen zu werden. Sie sind kein Fenster zur Welt. Sie sind Teil einer
Vorstellung von Wirklichkeit.

Sprung über die Zielgerade, 2020, digitale Fotografie auf Fotopapier, 45,5 x 33 cm

Sonnenaufgang, 2020, digitale Fotografie auf Fotopapier, 33 x 45,5 cm