Grenzen und Bildgrenzen

Welche Funktion und Bedeutung hat eine Grenze? Welche Rolle spielt unsere kulturelle Prägung bei der Wahrnehmung? Wie kann Wahrnehmung als geistiger Prozess vom rein sinnlichen Vorgang abgegrenzt werden?

Im Allgemeinen sind Grenzen definierte oder gedachte Linien, die eine Unterscheidung ermöglichen. Sie ordnen, geben Klarheit und Stabilität. Sie schaffen Verhältnisse. Durch Unterscheidung und Verkleinerung wird die Fokussierung ermöglicht. Wer unterscheidet nimmt wahr. Grenzen setzen und wahrnehmen schafft Bewusstsein. Es gibt zwei Seiten. Grenzen sind nicht absolut, sondern konstruiert. Eine Grenze provoziert immer auch die Frage nach der anderen Seite. Sie dient als Definition von Fläche und Raum, können aber überarbeitet werden.

Grenzen definieren – Grenzen überschreiten und neu aushandeln – Beides sind Ausdruck von Freiheit und Teil von Entwicklung. Somit stellen sie im Grunde genommen keine Behinderung dar, sondern einen Zuwachs an Freiheit. Dennoch wollen sie anerkannt werden und können die Sehnsucht nach der anderen Seite und dem Übertreten einer Grenze bewirken. Freiheit ergibt sich aus Spannung und Ambivalenz.

Die Bildfläche ist durch Inneres und Äußeres definiert. „Bildgrenzen“ dienen der Abgrenzung von der Umgebung, der Strukturierung und Kontrastierung. Die Fähigkeit unterscheiden und definieren zu können ist eine Grundvoraussetzung des Wahrnehmens. Grenzen im Allgemeinen sowie Bildgrenzen sind Teil unserer inneren und äußeren Realität – sie sind Voraussetzung des Wahrnehmens.